Die HEINRICH Radiance – Ein moderner Rückblick mit Substanz

Wenn man eine neue Uhr in die Hand nimmt, besonders von einer Marke wie HEINRICH, mit der man schon gute Erfahrungen gemacht hat, ist die positive Erwartungshaltung automatisch da. Bei der neuen HEINRICH Radiance war das nicht anders. Und trotzdem hat sie es geschafft, mich zu überraschen. Vielleicht gerade deshalb, weil sie in vielerlei Hinsicht anders ist als die bisherigen Modelle von HEINRICH. Sie wirkt dressiger, zurückhaltender im Ausmaß des Gehäuses und insgesamt fast schon nostalgisch. Dennoch hat sie sich ganz natürlich in die bisherige Designsprache der Marke HEINRICH eingefügt.

Ich hatte zwei Farbvarianten zum Testen bei mir vor Ort. Die silberne, die mit klassischem Understatement auftritt und die grüne Variante, deren Zifferblatt bei wechselndem Licht erstaunlich lebendig wirkt. Die beiden anderen Versionen konnte ich bisher nur online sehen, daher basiert mein Eindruck bisher bewusst auf den zwei getesteten Varianten.

Design: 70er-Flair mit eigener Handschrift

Die Radiance orientiert sich gestalterisch, wie bei Wolfgang Heinrich fast schon üblich, an den 1970er Jahren. Also an einer Ära, in der viele der heute ikonischen Dresswatches entstanden sind. Das Gehäuse mit den geschwungenen Bandanstößen wirkt wie aus einem Guss, schlank und elegant, ohne ins Zierliche abzurutschen. Die Oberfläche wechselt subtil zwischen gebürsteten und polierten Flächen, was der Uhr visuell erstaunlich viel Tiefe verleiht.

Besonders spannend ist das Zifferblatt: Ein sektorenartiger Aufbau, kombiniert mit einem feinen, wellenförmigen Sonnenschliff, der je nach Lichteinfall unterschiedliche Texturen hervorbringt. Es ist ein Detail, das nicht aufdringlich ist, aber sofort auffällt, wenn man ein Faible für klassische Gestaltung hat und einen intensiveren, längeren Blick auf das Zifferblatt riskiert. Für mich ist diese Designsprache genau der richtige Mix. Die Radiance ist eine Dresswatch, die Charakter zeigt, ohne dabei „laut“ zu sein.

Das Werk: Technik mit Geschichte

Im Inneren der Radiance arbeitet das ETA 7001 in Top-Grade-Ausführung. Es ist ein flaches Handaufzugswerk, das seine Ursprünge im Peseux 7001 aus dem Jahr 1971 hat. Genau diese Herkunft macht es für mich so spannend. Es ist ein Werk mit Geschichte, das über Jahrzehnte hinweg verfeinert wurde.

Die Top-Grade-Version, wie sie hier eingesetzt wird, bringt eine verbesserte Regulierung mit sich, dazu gebläute Schrauben und eine schöne Verzierung mit Genfer Streifen. Durch den Glasboden ist das alles gut sichtbar. Für mich ist die bewusste Wahl eines historischen Handaufzugs keine technische Spielerei, sondern eine stimmige Entscheidung, die zum klassischen und hochwertigen Anspruch der Uhr passt.

Tragegefühl & Alltag

Mit 38,5 mm Durchmesser und nur 8 mm Bauhöhe sitzt die Radiance sehr angenehm am Handgelenk. Rein auf dem Papier hätte ich vermutlich gesagt, dass die Uhr im Durchmesser leider zu klein für mein 18,5 cm messenden Handgelenksumfang ist. Die Proportionen sind jedoch so gut gewählt, dass die Uhr beim realen Tragen eine größere Präsenz hat als gedacht, allerdings ohne dabei in irgendeiner Form aufdringlich zu wirken. Auch das mehrgliedrige Edelstahlarmband mit Schmetterlingsschließe trägt zum hohen Tragekomfort bei. Es liegt sehr angenehm an, wirkt aber dennoch robust und hochwertig verarbeitet. Alternativ lassen sich noch Kautschukbänder sowie Lederbänder farblich passend zu den jeweiligen Modellen dazu bestellen.

Spannend finde ich auch, dass die Uhr trotz ihrer eleganten Anmutung und der nicht verschraubten Krone ohne Probleme bis 10 ATM wasserdicht ist. Das zeigt, dass hier nicht nur in Sachen Design, sondern auch hinsichtlich der Alltagstauglichkeit mitgedacht wurde, was bei einer Uhr in dieser Stilrichtung alles andere als selbstverständlich ist. Somit ist sie je nach Farbwahl und persönlichem Geschmack passend für nahezu jede Gelegenheit.

Microbrand mit Nähe zur Community

Was mich bei HEINRICH immer wieder überzeugt, ist ein Punkt, den ich persönlich sehr schätze. Ich rede von der deutlich vorhandenen und auch von Wolfgang gelebten Nahbarkeit seiner Marke. Wolfgang ist in großer Regelmäßigkeit als Eigentümer und CEO der Marke bei Community-Events und Messen präsent und dabei stets offen für Feedback. Er scheut sich keineswegs davor auch Impulse aus der Uhrencommunity in seine Modelle einfließen zu lassen. Man merkt, dass hier kein im Vorhinein erdachtes vielschichtiges Marketingkonzept im Vordergrund steht, sondern echtes Interesse am Austausch mit der Community.

Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis empfinde ich, gerade angesichts des verwendeten Werks, der Verarbeitung und der limitierten Auflage als sehr fair und nachvollziehbar. So eine Uhr könnte auch gut und gerne deutlich jenseits der 1.500 Euro im Verkauf liegen. Es ist genau diese Art von Microbrand, die mich als Sammler anspricht: greifbar, leidenschaftlich und mit klarer Linie.

Bestellstart & Verfügbarkeit

Die HEINRICH Radiance ist ab sofort in allen Farbvarianten u.a. in meinem Shop bestellbar – z. B. in blau, orange, silber oder grün. Zum Start liegt der Preis bei 1.149 Euro brutto, nach vier Wochen wird er auf 1.199 Euro brutto angehoben. Die Auslieferung erfolgt in zwei Etappen, abhängig vom Bestelleingang. Die erste Auslieferung ist für Ende Juni 2025 geplant, die zweite Auslieferung dann für September 2025. Wer früh bestellt, ist also in der ersten Runde dabei, natürlich immer je nach Verfügbarkeit der jeweiligen Farbvariante.

Fazit

Die HEINRICH Radiance ist für mich eine Uhr, die auf subtile Art viel erzählt. Die verschiedenen Themen gehen dabei von der der Retro inspirierten Designgeschichte, über die verbaute Mechanik bis hin zur sehr guten Alltagstauglichkeit einer eigentlich eher dressigen Uhr. Die Radiance hat aus meiner Sicht zwar sehr deutliche Anleihen einer klassisch eleganten Uhr, ist dabei aber nicht klassisch im konservativen Sinn.

Ob sie eine Grailwatch ist? Das hängt, wie immer, von der eigenen Definition ab. Für mich ist sie vor allem ein gutes Beispiel dafür, wie eine moderne Uhr mit klarem Konzept und authentischer Haltung aussehen kann und zwar ganz ohne eine große Marke im Rücken, dafür jedoch mit einer Menge Charakter.